Das AC besteht aus mehreren Runden (ca. 6) mit KO-System. Es wurden ca. 50 Personen eingeladen (davon 10 Männer), wovon am Ende ca. 6-7 übrig blieben. Das gesamte Auswahlverfahren dauerte ca. 7 Stunden. Die überwiegende Mehrheit der Bewerber war sehr leger (vereinzelt fast schon „ausgeflippt“) gekleidet. Anzug oder Kostüm trug nur eine Minderheit. Die am Ende Genommenen waren mehrheitlich leger, aber zumindest sauber gekleidet. Es handelte sich ausschließlich um Frauen.

Die erste Runde ist ein schriftlicher Test. Der Test ist vergleichsweise einfach. Es werden immer dieselben Tests verwendet (derzeit zumindest). Zwei Fragen sind dem noch hinzuzufügen: Was ist ein hors d’oeuvre? Wer war JAMES Watt? Bei den Städten von Europa, die man einzeichnen muss, erinnere ich mich nur noch an St. Petersburg, Madrid, Zürich, München, Frankfurt, Warschau, Kiew (?). Beim Englischtest sind folgende Vokabeln/Sätze hilfreich: Flugzeit, Landeanflug, Hutablage, Anschlussflug, landen, „Die Flugzeit wurde auf 1 Stunde berechnet.“ Für die Mathematikaufgaben sollte man sich vorher noch einmal kurz ansehen, wie man subtrahiert und addiert (mit größeren Zahlen).

Nachdem die Namen derer verlesen wurden, die nicht weiterkamen, wurden die Übriggebliebenen alphabetisch zu Einzelgesprächen hereingebeten. Diese dauerten ca. 2-3 Minuten. Es wurden persönliche und nicht persönliche Fragen gestellt, z.B.:
Was wissen Sie über Niki?
Warum wollen Sie Stewardess werden?
Warum haben Sie Ihr Nasenpiercing nicht herausgenommen?
Haben Sie schon jemals eine Stewardess mit Nasenpiercing gesehen?
Warum haben Sie sich das angezogen?
Wie lange brauchen Sie zum Flughafen?
Würden Sie für den Job auch umziehen?

Dann wurden wieder alle hereingebeten und es wurden die Namen derer verlesen, die bleiben durften. Es folgten wieder mehrere Runden mit Einzelgesprächen und Gruppendiskussionen. Teilweise wurde Englisch gesprochen, aber nur wenig. In den Gruppendiskussionen kam es darauf an, nicht zu viel, nicht zu wenig und nichts allzu Unsinniges zu sagen, also gewissermaßen das richtige Mittelmaß zu finden. Nach jeder Runde wurde wieder welche heimgeschickt. Nach der ersten dieser Runden waren sämtliche männliche Bewerber ausgeschieden.

Am Ende kam Niki Lauda, der die Auserwählten noch einmal kurz begutachtete und sein Einverständnis gab.

Allgemein ist zu sagen, dass die Prüfer sicher nicht durch ausgesprochene Sympathie glänzten. Horrorgeschichten, wie sie über die Prüfer von Niki teilweise in Foren zu lesen sind, kann ich aber nicht bestätigen. Negativ aufgefallen ist mir, dass ausländische Namen beim Verlesen derer, die nicht weiterkamen, in Einzelsilben und mit herablassendem Ton ausgesprochen wurden, was speziell in einer solchen Situation völlig überflüssig und auch mir unangenehm war. Überflüssig weil nutzlos war auch die Bemerkung an jene, die nicht weiterkamen, dass man sich freuen würde, sie einmal als Gäste an Bord begrüßen zu dürfen (mit einem übertriebenen, aufgesetzten Lächeln).

Dennoch erschien mir die Auswahl der Prüfer kompetent. Man muss sich aber auf jeden Fall damit anfreunden, dass bei dem Auswahlverfahren bewusst nicht die objektiv Besten ausgewählt werden. Die Kriterien für die Auswahl sind (mit Recht) auch sehr stark auf andere Aspekte gestützt. Letztendlich ist Niki eine Billigfluglinie, die vergleichsweise schlechte Arbeitsbedingungen bietet (keine Overnights, Flugzeug muss nach der Landung von der Cabin Crew aufgeräumt werden, wenn man was von der Welt sieht, dann nur aus dem Flugzeug). Es versteht sich daher von selbst, dass die Fluglinie nach Personen sucht, die ihr nicht nur als qualifiziert erscheinen, sondern von denen sie auch glaubt, dass sie sich in diesem Arbeitsumfeld wohl fühlen. Bei Akademikern mit 3 Fremdsprachen und Arbeitserfahrung in anderen Bereichen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nicht lange bei der Fluglinie bleiben. Es gilt für Niki daher, einen Kompromiss zu finden. Das schlägt sich auch in den Stellenanzeigen nieder. Matura/Abitur wird dort im Gegensatz zu den meisten anderen Fluglinien nicht verlangt. Ein großer Teil, derer, die nicht genommen wurden, waren eindeutig überqualifiziert. Diese Personen flogen fast alle schon nach der zweiten Runde (dem Einzelgespräch) raus.

Zu denen, die übrig blieben, ist Folgendes zu sagen: Es waren hübsche Frauen zwischen 20 und 26, wobei das Äußere sicher nicht das einzige Kriterium war, denn viele andere schöne Frauen wurden nicht genommen. Nur eine von den Ausgewählten hatte studiert. Vielleicht die Hälfte hatte Matura. Sympathisches Wesen. Durchschnittliche Statur (schlank aber nicht dünn). Bodenständig. Teilweise recht unerfahren, also formbar. Dezent geschminkt. Eher informell aber sauber gekleidet.

Es gibt das Gerücht, dass Niki keine Männer nimmt. Früher wurden diese nicht einmal eingeladen. Mittlerweile werden sie (vielleicht aus rechtlichen Gründen) zwar eingeladen aber ausnahmslos in den ersten drei Runden nach Hause geschickt. Wenn da etwas dran ist, dann ist das sicher eine sehr unangenehme Praxis. Schließlich kommen männliche Bewerber mit dem Glauben zum Auswahlverfahren, dass sie zumindest eine Chance haben, werden aber letztendlich nur dazu benutzt, rechtliche Probleme für die Fluglinie zu vermeiden. Diese Informationen erhielt ich von drei unterschiedlichen Quellen. Ich nehme an, dass sie stimmt. Es gibt demnach zwar ca. 3 männliche Flugbegleiter bei Niki, diese wurden aber alle von Aero Lloyd übernommen (die Niki Lauda damals aufkaufte). Niki stellte noch keinen einzigen männlichen Flugbegleiter selbst ein. Ich empfehle Männern, sich keine Erwartungen von dem Auswahlverfahren zu machen, sondern es von Anfang an eher als nette Erfahrung oder Vorbereitung für ein anderes Auswahlverfahren zu betrachten.


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